Kirchenmusik geht weiter!

Es ist alles wesentlich aufwendiger und arbeitsintensiver, aber es zeigt sich, dass es möglich ist, unter den momentanen Umständen auch zu singen und zu musizieren. Die Jugendsinggruppe, Mitglieder der Domkantorei und CANTIAMO haben es bereits erfolgreich probiert. Die Chorproben sind natürlich den Auflagen und Bestimmungen entsprechend ganz anders als gewohnt. Jeder ist aufgrund des großen Abstandes sehr auf sich allein gestellt, was aber auch ganz lehrreich sein kann. Leider fehlt einem dabei natürlich die Nähe zueinander sowie das persönliche Miteinander, was für eine Chorprobe wichtig ist. Das Bemühen um Abstand lässt eine Distanz spüren, die wir ja eigentlich nicht wollen. Trotzdem sollten wir die Möglichkeit, in dieser Form zu singen, annehmen und das Beste daraus machen.

Es ist nicht schön, dass immer noch nicht alle Sänger wie gewohnt zusammenkommen können, denn es gilt nach wie vor für jeden, die eigenen Risikofaktoren (Stichwort "Risikogruppe"!) genau abzuwägen und in Eigenverantwortung zu entscheiden, inwieweit er bereit und fähig ist, unter diesen erschwerten Bedingungen das Singen auszuprobieren. Es gelten im Rahmen des Hygienekonzeptes weiterhin wichtige Bedingungen: z.B. gibt es ein Anmeldeverfahren um die Zahl der Teilnehmer zu koordinieren, Listen werden geführt, Kontaktdaten aufgeschrieben usw. Ich wünschte, wir könnten alle gemeinsam wie immer weiterarbeiten. Aber davon sind wir leider noch weit entfernt.

Derzeit planen wir ein Konzert im Rahmen der 50. Merseburger Orgeltage am 19. September. Das geplante Oratorium IN TERRA PAX von Frank Martin können wir aufgrund der großen Besetzung leider nicht aufführen. Dafür haben wir zwei Stücke für kleinere Orchester- und Chorbesetzung geplant: Das Requiem von Michael Porr für Chor, Soli, Streicher und Harfe und von Felix Mendelssohn Bartholdy den 42. Psalm. Die ca. 40 Choristen – mehr können leider nicht dabei sein – stehen im Dom (ohne Chorpodest) im Altarraum mit großen Abständen verteilt. Ebenso ist das Orchester in reduzierter Besetzung im gesamten Dom verteilt (auch auf der Orgelempore). Es wird für Zuhörer und Akteure ein außergewöhnliches und spannendes Konzert werden. Es zeigt aber auch, dass in diesen Zeiten doch einiges möglich ist, wenn man alle nötigen Auflagen in Absprache mit dem Gesundheitsamt und das erforderliche Hygienekonzept einhält!

Wegen der auferlegten Abstandsregelungen kommen wir als Chorgemeinschaft in eine sehr unangenehme Situation. Die Zahl der möglichen Sänger, die mitsingen können, richtet sich nach dem uns zur Verfügung stehenden Platz im Dom. Wir haben den Altarraum "vermessen" und die möglichen "Stellplätze" für die Sänger ausgezählt. Und demnach kann leider nur ein kleiner Teil unserer Sängerschar dabei sein. Eine solche Situation gab es noch nie und es fällt mir sehr schwer dieses anzunehmen und umzusetzen. Dankbarerweise sind die Choristen sehr verständnisvoll, und wir haben diese Dinge sehr gut und realistisch miteinander besprechen und klären können. Man muss sich leider immer wieder klar machen, dass in keinster Weise alles wieder normal ist! In diesen schwierigen Zeiten können wir froh und dankbar sein, dass wir überhaupt wieder singen können. Die Notwendigkeiten und Schwierigkeiten, die sich für die Organisation und eine erfolgreiche Durchführung eines Konzertes in Corona-Zeiten ergeben, sind eine große Hürde.

 
So haben wir noch zu den letzten Orgeltagen 2019 das große Oratorium MOSES von Max Bruch aufführen können.
Es wird wohl noch sehr lange nicht möglich sein, so zu musizieren ...
 

Ein weiterer Höhepunkt im September wird die Orgelweihe in der Stadtkirche sein. Nach drei langen Jahren Bauzeit haben wir es nun geschafft. Wir können unsere Orgel in der Stadtkirche Merseburg wieder in Besitz nehmen und in den Genuss ihres besonderen Klanges kommen. Viel Energie und Leidenschaft sowie der große Einsatz vieler Menschen haben dieses ehrgeizige Projekt von Anfang an begleitet. Nun sind wir glücklich und dankbar, dass wir mit der Orgelweihe im Rahmen der Merseburger Orgeltage den Abschluss der Arbeiten feiern können!

Stefan Mücksch (Kirchliche Nachrichten, September 2020)

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