Sommarpsalm – der Originaltitel des schwedischen Volksliedes umfasst in einem Wort das Programm dieser CD: Cantiamo, die Junge
Kantorei Merseburg, will Sie in die zauberhafte Klangwelt der Musik entführen, mit vertonten Psalmen und anderen geistlichen wie auch
nicht-geistlichen Stücken, die alle gemeinsam die Schönheit und die Wunder der Natur, der Sommerzeit oder der Liebe preisen.
Das mit Ein Reiselied überschriebene Gedicht von Hermann Hesse "Sonne leuchte mir ins Herz hinein, Wind verweh mir Sorgen und Beschwerden"
gibt die Gedanken eines Wanderers auf seiner Reise wieder, fröhlich und zugleich zuversichtlich. Der folgende Vers aus dem 121. Psalm Siehe der
Hüter Israels schläft noch schlummert nicht – überschrieben mit "Ein Wallfahrtslied" – wurde von
Pilgern auf ihrem Weg nach Jerusalem gesungen und drückt ihre Zuversicht aus, trotz des beschwerlichen Weges stets behütet zu sein.
Gustav Waldemar Ahlén hat mit seinem Sommarpsalm das heute wohl bekannteste schwedische Volkslied geschaffen. Die kurze Sommerzeit spielt in den
skandinavischen Ländern eine große Rolle: die Natur lebt auf und mit ihr der Mensch. Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth stammt aus
Psalm 84 und ist überschrieben "Die Freude am Hause Gottes". Wenn wir uns bewusst machen, dass uns in der Natur die Schöpfung Gottes
offenbar werden soll, findet man in beiden Stücken Natur und geistliches Wort im Einklang.
Auch die Liebe lebt auf, wenn die Natur erwacht – gehört sie doch gleichfalls zur Schöpfung. Das Finnische Volkslied berichtet von einer
unglücklichen Liebe und ist ein schönes Beispiel für den melancholischen Charakter vieler Liebeslieder. Der sich anschließende
Cantique ist ein Werk für gemischten Chor und Klavier von Gabriel Fauré, der dieses Stück im Alter von 19 Jahren
schrieb. Die Melodie ist schlicht und dennoch anrührend – basierend auf einem Text von Jean Racine, einem französischen Dichter und
Schriftsteller des 17. Jahrhunderts, den der Komponist sehr verehrte.
Die Dolly-Suite, ein Klavierstück zu vier Händen, komponierte Gabriel Fauré für die Tochter seiner langjährigen Geliebten. Die
einleitende Berceuse ist ein Wiegenlied in dreiteiliger Liedform mit einer schlichten Melodie über einer sich wiederholenden Bassfigur. Mi-a-ou soll
ein 'Katzenstück' darstellen, in dem in der Tat unschwer Imitationen katzenhafter Bewegungen und Laute zu hören sind. Mit Jardin de Dolly
lässt Fauré ein poetisches Stimmungsbild folgen, das mit verträumter Melodik und überraschenden harmonischen Wendungen aufwartet.
Eine Pavane ist ein langsamer Schreittanz, entstanden in Spanien und weit verbreitet im 16. und 17. Jahrhundert. Der von Fauré unterlegte Text bezieht sich
auf die griechische Mythologie: Er beschreibt einen Dialog zwischen den Schäferinnen Myrtil und Lidé und ihren Liebhabern Lindor und Tircis. Mit
einem Adieu nehmen sie Abschied von der Liebe.
Auch in Volksliedern werden die Themen Liebe und Natur immer wieder aufgegriffen: Im Liebeslied Malaika (zu deutsch 'Mein Engel') bedauert der junge
Erzähler, seine Angebetete nicht heiraten zu können, weil er zu arm ist. Spielerisch-tänzerisch und zugleich etwas schwermütig
präsentiert sich das jiddische Volkslied Tum Balalaika. Mehrmals werden Frauen- und Männerstimmen als eigenständige Klanggruppen
gegenübergestellt. Hine e Hine ist ein stimmungsvolles Schlaflied der Ureinwohner Neuseelands und leitet in den letzen Teil des Programms über.
Bevor aber die beiden letzten Kompositionen mit ihrer wunderbaren Sprache Abendstimmung verbreiten wollen, erklingt – wie ein inniges Gebet
– Mozarts Laudate Dominum. Der Lobpreis Gottes soll der Dankbarkeit für all das Ausdruck verleihen, was uns durch die Natur, durch die
Schöpfung Gottes, gegeben ist.
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